MS Strengberg

Der Herbst rollt uns entgegen und das Wetter schlägt spürbar um, als ich am sternförmig angeordneten Parkplatz ankomme. Ich blicke auf ein dunkles Schulgebäude. Nur eine Klasse im ersten Stock scheint durch die Deckenbeleuchtung belebt. Der Haupteingang ist verschlossen. Wahrscheinlich Mittagspause, denke ich und erinnere mich an die Trauben an Schüler:Innen, die ich beim Supermarkt beobachtet habe. Einige davon schlendern bereits mit Jausenpapieren in meine Richtung. Nach einer Runde um das Gebäude, öffnet mir eine Dame die Tür und heißt mich gleich herzlich willkommen: Monika Muck. Hallo!

Das Konferenzzimmer enthält gefühlt zehn Schreibtische und meine Frage nach der Gesamtzahl an Schüler:innen, beantwortet sich knapp unter Hundert. Eine ruhiges und weitschweifendes Panorama liefern die Klassenfenster im erhöht gelegenen Strengberg. Im Pausenraum bereitet mir die Klassenlehrerin Daniela einen Kaffee und erklärt mit, dass im Kochunterricht heute wieder über die Stränge geschlagen wurde. Im positiven Sinn: denn so bleibt manchmal was übrig für die Belegschaft. Sie hingegen nutzt an anderen Tagen oft nur die Mikrowelle, ergänzt sie schmunzelnd.

Es wird mir eine Truppe besonders interessierter Schülerinnen zusammengestellt. Allesamt eine Mischung aus drei Jahrgängen, allesamt weiblich und mit Leidenschaft für Zeichnen und Gestaltung. Im Gespräch merkt man leichte Altersunterschiede, wenn es um politische Themen oder Figuren geht. Was aber eine bunte und aufschlußreiche Diskussion liefert. Die Reaktion auf das ChatGPT-Logo wird beinahe chorisch Gesungen! Die Powerpoint-Bilder lassen die Stimmen bald lebhafter werden, auch die Lehrerinnen beteiligen sich und rücken da oder dort eine Fragestellung ins verständlichere Licht. Immer dort, wo der nächsten Generation der Zusammenhang zu entrücken scheint oder gewisse Lücken verbunden werden sollten. Und so entsteht ein grober Querschnitt über den Status Quo, als Nährboden für die Ideenfindung, wo die meisten auf wunderbare Eigeninterpretationen der Zukunft gelangen. Weniger Technologisches, mehr lebendig Natürliches. Transhumane Schweinemenschen; Raketen, die „etwas zurücklassen müssen, um vorwärts zu kommen“; Pferde, die zu Einhörner transformiert werden, nur um nach der dritten Verwandlung zur Erkenntnis zu gelangen, dass die ursprüngliche Realität die schönere war. Wozu dieser notorische Drang zur Verbesserung? – Ich staune oft, über die phantastisch-bodenständige Poesie.

Die drei Einheiten stellen sich als angenehmer Zeitrahmen dar. Vor allem in der überschaubaren Gruppe von elf Teilnehmerinnen. Ein zusätzlicher Schüler beehrt uns zwischenzeitlich, um in der letzten Reihe eine Stunde nachzusitzen. Als ich in miteinbeziehen möchte, flüstert mir die Lehrerin, dass er eigentlich nicht belohnt werden soll heute. Unangemessenes Verhalten habe ihn zu uns geführt. Trotzdem bekommt er Daumenkino und probiert für kurze Zeit am Diskurs teilzunehmen. Er verlässt uns frühzeitig und hinterlässt eine Hand voll Smilies im Daumenkino.

Und wieder sind die Teilnehmerinnen etwas traurig über den Umstand, dass die Daumenkinos eingesammelt werden müssen. Ich erkläre ihnen den weiteren Verlauf und das Motiv des Endprodukts. Ein gemeinsamer Film entsteht in der Bearbeitung am Computer, ihre Stimmen werden hinzu montiert und aus dreihundert Daumenkinos wird am Ende ein gemeinsames Gesamtkunstwerk entstehen. Ich lade sie ein zur Präsentation am NextComic im nächsten März und verspreche, sie rechtzeitig zu informieren. Mit offenen Augen und Mündern schließen wir mit dem Zusammenschnitt der Halbjahresergebnisse und ich glaube der Funke ist übergesprungen. Unglaublich reizvoll die Magie, den eigenen Bildern auf großer Leinwand beim Laufen zuzusehen. – Wir freuen uns auf ein Wiedersehen! Dankeschön!

MS Strengberg - https://www.nmsstrengberg.ac.at/
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