Kooperation: Buch Wien via Kinderfilm Festival

Ganz unverhofft kommt Ines Wagner auf mich zu und fragt, ob es denn möglich wäre, einen Daumenkino Workshop auf der „Buch Wien“ zu halten. Natürlich war das Interesse sofort da, obgleich die Veranstaltung nicht den Anforderungen unserer Förderschiene von Kunst-Ist-Klasse entspricht. Wir vereinbaren einen außertourlichen Sondertermin. Die Kosten übernimmt das Österreichische Kinderfilmfestival, das Ines mitbegründet hat und welches sie derzeit auch stark beschäftigt. Bald beginnt das Festival nämlich wieder in Wien, Graz und im Umland davon, wo viele Vermittlungsprogramme stattfinden. – Heute assistiert sie mir beim Workshop und zieht die Fäden im Hintergrund.

Um 9:30 soll der Workshop starten. Treffpunkt eine Stunde davor beim Haupteingang zum Messegelände bei der U-Bahn-Station U2 Krieau im zweiten Bezirk nähe Praterstern. Eine Dame am verschlossen Eingang kontrolliert einige frühe Vögel und deren Badges. Die Messe öffnet erst und lässt nur Mitarbeiter schon rein. Als solcher gebe ich mich auch aus, als ich gefragt werde und nach dem Haupteingang suche. Ich warte noch auf Ines und wir begrüßen gemeinsam die Leiterin der Messe. Diese schleust uns durch die Taschenkontrolle und führt uns direkt unsere Lounge, wo bereits drei Mitarbeiter:innen, den Workshop Bereich arrangieren. Spätestens hier merke ich, dass ich Stativ, Leinwand und Beamer umsonst mitgebracht habe. Ein großer Flatscreen samt Tonanlage stehen bereit. Davor viele Stühle, aber keine Tische. Die werden noch angeschafft.

Kaum sind die Tore der Messe offen, strömen schon die Besucher:innen und Kinder in die riesige Halle. Darunter unsere zwei Schulklassen. Erstere aus der zweiten Unterstufe (ca. 12 Jahre) und einmal eine dritte Volksschule (ca. 9 Jahre). Ein haushoher Unterschied in puncto Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen. Es sind zwar alle interessiert und zeichnen eifrig eine erste Runde, kopieren den Bouncing Ball und freuen sich, über die erzeugte Bewegung. Jedoch driften die älteren schnell mal ab und lassen sich vom Nachbarstand ablenken, der ihnen Süßigkeiten unterjubelt. Ich versuche zu kompensieren und neu zu motivieren, indem ich mit ihnen aktiv Geschichten entwickle und Mickey Mäuse zeichne. Ein paar Mädels schauen gebannt zu.

Um nach einiger Zeit auch die Jüngeren nicht zu verlieren, biete ich ihnen an, die bereits erstellten Animationen unter die Kamera zu halten, um sie auf dem großen Bildschirm präsentieren zu können. Die Zauberkiste fasziniert und erzeugt Rampenlicht. Kleine Bilder ganz groß! Einige versuchen sich sogar im live Sprechen und verlangen das Mikrofon. Die Umgebungslautstärke der Messe lässt so Einiges zu und auch die Lehrer:innen rebellieren nicht. Man ist dankbar für den Input und saugt auf, was geboten wird.

Und genauso schnell wie mir die Stifte und Daumenkinos aus den Händen gerissen wurden, verschwinden die Kids auch schon wieder und ziehen in großen Trauben oder rasanten Paketen durch die Hallen, in den Bereich für die „Young Adults“ oder suchen vergeblich nach dem Pommes-Stand, den es irgendwo geben soll. Zumindest schmunzeln Ines und ich, als wir ein derartiges Gespräch beim Kaffeestand belauschen. Ein erfolgreicher Zwischenstopp der Connecting Stories und eine sehr spannende Erfahrung, denn als Quintessenz kann man sich mitnehmen, dass Messen anders funktionieren, als Schulklassen. Es braucht hier sehr aktives Entertainment, um die Kids bei der Stange zu halten. Und das wissen die anwesenden Autor:innen hier auch allesamt. Wir beobachten die Bühnen, wo sie ihre Neuerscheinungen präsentieren. Mal mit Strohhüten und mal mit lebensgroßen Handpuppen. Der Markt ist ein kreativer Dschungel mit gewiss eigenen Gesetzen.

Internationales Kinderfilm Festival - www.kinderfilmfestival.at
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