Ich radle von Hallein nach Salzburg City ins BG Zaunergasse und die Fahrt ist atemberaubend am Radweg an der Salzach. Warum? Ich habe den Vorabend schon beim befreundeten Herrn Professor Gstöttinger verbracht, der mir neben einer Matratze auch ein Damenrad leiht. Wunderbar!
Die Schüler:innen sind spürbar aufgelöst und heiter, ob des bevorstehenden Schulschlusses. Dennoch sind die 13 Teilnehmer:innen schnell in ein Gespräch verwickelt und gespannt, was denn dieser neue Vortragende von ihnen fordert. Sie haben viele Assoziationen, verstehen viel von Weltpolitik und haben die Namen der Präsidenten der USA, Ukraine oder Russland messerscharf am Schirm. Zum Teil gibt es sogar Buh-Rufe. Auf das Bild mit den afrikanischen Kindern reagieren sie perplex. Was darf man sagen, ohne politisch inkorrekt zu sein? Das Feingefühl dafür ist ihnen bewusst. Wir lockern auf und definieren, finden Bezüge und Zusammenhänge. Das Gespräch fließt.





Danach geht es flüssig ins Tun und Konzipieren. Wir disziplinieren die üblichen Spaßvögel und versuchen die wilden Ideen über Unicorns in gemäßigte Gewässer zu manövrieren, finden dass auch blutige Inhalte besprochen werden dürfen und haben schnell auch waghalsige, technische Visionen am Papier. Umwelt und Natur bewegen Viele. Manche sehen wenig Positives in der Zukunft, befürchten die Zerstörung des Planeten. Andere erzählen Geschichten über Weltraum oder Aliens, andere über Mobbing und Freundschaft. Nur ein Einziger besteht auf seine Leidenschaft und zeichnet eine technisch astreine Fußball-Szene. Zu unserer Überraschung haben wir zwei Anwärterinnen als zukünftige Bürgermeisterinnen von Salzburg. Sie fordern ein besseres Leben für Kinder.
Besonders die Burschen greifen gewaltvolle Themen auf. Einer stagniert bei seinen Gedanken zu einer Messerstecherei und findet seine eigene Idee bald nicht umsetzenswert. Einige Anläufe ihn auf eine konstruktivere Fährte zu locken scheitern. Auch das darf passieren und ich erfahre vom Lehrer, dass er häufiger in eine lethargische Haltung fällt. Jedes Kind hat seine individuellen Hintergründe. Wir haben zu wenig Zeit, um auf diese Bedürfnisse einzugehen, versuchen aber unser Bestes. Ein anderer, besonders ‚cooler‘ Gefährte widmet sich einem Banküberfall, wo der Täter am Ende im Gefängnis landet, weil er auch jemanden erschossen hat. Auf die Frage, ob er selbst schonmal eine Waffe gesehen habe, meint er knapp: „Ja natürlich“. Er habe auch schon mal gefeuert. Wir nehmen ihn ernst und fragen nach seinem Gefühl dabei. Er beschreibt die Energie des Rückstoßes, findet, dass man auf Schießständen, aber nicht auf Menschen schießen darf. Das Attentat in Graz sei „natürlich schlimm“, war für ihn aber einen Tag danach angeblich schon „wieder vergessen“. In der Nachbesprechung erfährt Professor Gstöttinger davon und weiß auch schon damit umzugehen.
Wir danken dem BG Zaunergasse für die reibungslose Zusammenarbeit und freuen uns auf die Auswertung der Ergebnisse!
BG Zaunergasse Salzburg https://www.bgzaunergasse.at/